Der Schatzmeister ist der Bryan Ferry des Fuballs" 11FREUNDE

Sedlmeir, machen Sie fr Geld eigentlich alles?Hmm, warum fragen Sie? Weil Sie gewhnlich nur in kleinen Alternativ-Kneipen und Mini-Klubs auf der Bhne stehen und in Ihrem Leben noch nie ein Fuballstadion betreten haben. Nun aber traten Sie am Samstag vor dem Spiel des 1.FC Saarbrcken gegen den Halleschen FC im Ludwigspark auf und sangen Ihren

Sedl­meir, machen Sie für Geld eigent­lich alles?
Hmm, warum fragen Sie?

Weil Sie gewöhn­lich nur in kleinen Alter­nativ-Kneipen und Mini-Klubs auf der Bühne stehen und in Ihrem Leben noch nie ein Fuß­ball­sta­dion betreten haben. Nun aber traten Sie am Samstag vor dem Spiel des 1.FC Saar­brü­cken gegen den Hal­le­schen FC im Lud­wigs­park auf und sangen Ihren Song Senioren gegen Faschismus“.
Sagen wir so: Man hat mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte.

Das heißt kon­kret?
Dass ich schon immer mal ein ganzes Sta­dion rocken wollte, darauf aber bis­lang ver­zichtet habe, weil der Sound dort so schlecht ist.

Hört, hört. Sie sind bis­lang nur einer ein­ge­weihten Hörer­schaft ein Begriff, ver­schmähen aber Sta­dien allein wegen des Klangs. Im Lud­wigs­park aber klingt es besser?
Ja, denn es war eine Voll­play­back-Per­for­mance.

Da konnte ja nicht viel schief­gehen. Was unter­scheidet den Auf­tritt in der Eck­kneipe sonst noch von der Bühne am Anstoß­kreis eines Pro­fi­klubs?
Die Dauer des Auf­tritts. In klei­neren Loca­tions spiele ich doch oft etwas länger als zwei Minuten. Und im Sta­dion war durch die Play­back-Per­for­mance auch der tech­ni­sche Auf­wand sehr über­schaubar.

Jetzt mal im Ernst. Warum hat Sie der 1. FC Saar­brü­cken als Anheizer für das Match enga­giert?
Der Verein posi­tio­niert sich mit seiner Aktion Blau Schwarz ist Viel­falt“ seit einer Weile gegen Rechts. Und so kon­atktierte mich der Schatz­meister des FCS, ob ich nicht meinen Song vor­tragen wolle.

Mit FCS-Schatz­meister Dieter Weller haben Sie gemeinsam in einer Band gespielt. Kann der Mann was?
Das war Ende der Acht­ziger. Dieter Weller war ein Sänger mit dem gewissen Etwas. Die Band hieß Interpol, und der Sound lag irgendwo zwi­schen Roxy Music und The Cars. Heute ist der Mann in meinen Augen der Bryan Ferry des Fuss­balls.

Manni Manta hat den Fehler gemacht, live zu singen.“

In Ihrem Song, den Sie vor dem Spiel sangen, heißt es Senioren gegen Faschimus / Kennen das Pro­blem / Den Scheiß­ka­pi­ta­lismus / Und die FDP“. Zeilen, die man in Zeiten des modernen Fuß­balls gewöhn­lich nicht in einem Sta­dion eines ambi­tio­nierten Dritt­li­gisten erwartet. Hat sich vorher vom Verein mal jemand den Text durch­ge­lesen?
Weller kannte ihn. Aber wir haben ihn ein­fach so lange für uns behalten, bis es zu spät war und ich schon mit dem Mikro am Anstoß­kreis stand.

Bei 11.243 Zuschauern, die am Samstag im Lud­wigs­park­sta­dion waren, wird Ihre Bot­schaft nicht jedem gefallen haben. Oder wurde kol­lektiv mit­geg­röhlt, als Sie sangen: Senioren aller Länder / Holt den Stink­finger raus / Kein Bock mehr auf den Dreck / Das Braune da muss weg / Wir pfeifen auf die Rente / Und into­nieren im Stehen / Im Zei­chen der Hygiene: Senioren gegen Faschismus lösen das Pro­blem“?
Kol­lektiv mit­geg­röhlt wurde nicht. Aber aus ein paar Ecken kamen erstaun­lich text­si­chere Bei­träge! Leider nicht ganz sauber into­niert an einigen Stellen…

Das Saar­land ist ja ten­den­ziell eher eine Hoch­burg der SPD, gab es den­noch auf den Rängen ver­wun­derte Gesichter oder haben Ihnen Leute sogar den Vogel gezeigt?
Naja, sagen wir mal so: Es gab ein paar Men­schen, die hatten durch­ge­hend ver­wun­derte Gesichter. Das lag aber weder an meinem Auf­tritt, noch an dem Spiel. Die sahen ein­fach so aus. Nega­tive Reak­tionen konnte ich in der Masse keine heraus erkennen.

Waren auch Fans von der Saar­land­bri­gade“ vor Ort.
Ich selbst habe keine gesehen. Die standen wenn, dann im Block auf der anderen Seite des Sta­dions.

Die Saar­land­bri­gade“ ist eine als rechts­offen gel­tende Grup­pie­rung von Fans des FCS.
Wir mussten ent­scheiden, in welche Rich­tung ich singe. In Rich­tung der Fern­seh­ka­meras schien uns am sinn­vollsten, des­wegen waren die, wenn sie denn da waren, von uns aus gesehen, sehr weit weg. Zum Glück.

Der Sänger Manni Manta, der im ver­gan­genen Jahr im Lud­wigs­park auf­trat, wurde beim Vor­tragen seines Party-Gas­sen­hauers Saar­brü­cken FCS“ gna­denlos aus­ge­pfiffen. Fuß­ball­fans können grausam sein.
Soweit ich infor­miert bin, hatte er den Fehler gemacht, live zu singen. Dann ist man ohne In-Ear-Monitor manchmal meh­rere Sekunden hinter der Musik. Das klingt dann oft gar nicht mal so gut. Ich hin­gegen konnte mich voll auf mein Lip-Sync kon­zen­trieren, denn die es kam ja alles aus der Kon­serve.

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