Es ist hart fr Ronaldo

Daniel Fernandes, Sie sind ein bemerkenswerter Torhter mit jeder Menge sportlichem Talent. Ja, ich habe in der Vergangenheit schon so einige Sportarten ausprobiert: Snowboarden, Basketball, Surfen, Mountainbiking und Streethockey. Ich bin in Vancouver in Kanada aufgewachsen, und dort ist das nichts Ungewhnliches. In der Region hat man Wasser und Berge, was einem viele Freizeitmglichkeiten

Daniel Fer­nandes, Sie sind ein bemer­kens­werter Tor­hüter – mit jeder Menge sport­li­chem Talent.

Ja, ich habe in der Ver­gan­gen­heit schon so einige Sport­arten aus­pro­biert: Snow­boarden, Bas­ket­ball, Surfen, Moun­tain­bi­king und Streetho­ckey. Ich bin in Van­couver in Kanada auf­ge­wachsen, und dort ist das nichts Unge­wöhn­li­ches. In der Region hat man Wasser und Berge, was einem viele Frei­zeit­mög­lich­keiten bietet.

Wie sind Sie zum Fuß­ball gekommen – in einem Land, wo doch Eis­ho­ckey Natio­nal­sport ist?

Durch meine Mutter. Als ich zehn oder elf war, hat sich mich zu einem Trai­ning gebracht. Der Verein hieß Van­couver Olym­pics.

Wie muss man sich das Leben in Van­couver vor­stellen?

Es ist eine Mul­ti­kulti-Stadt. Nicht nur wegen der vielen Natio­na­li­täten, son­dern auch, was die Mög­lich­keiten angeht. Die Leute an Kanadas West­küste sind sehr offen. Sie leben einen »free spirit«, pro­bieren gerne neue Dinge aus. Als Kind möch­test du Foot­baller, Bas­ket­baller, Eis­ho­ckey­spieler oder Sänger werden? In Van­couver hast du die Chance dazu. Du kannst es sogar bis zum Profi bringen – wie die Bei­spiele von Steve Nash (NBA-Bas­ket­baller, Anm.) oder das der Rock­band »Nickel­back« zeigen. 

Wann haben Sie sich ent­schieden, Fuß­ball-Profi zu werden?

Als ich mit 16 Jahren nach Europa ging. In Por­tugal, in der Jugend­aka­demie des FC Porto, habe ich mir gesagt: Okay, das willst du packen! 

Wie hat Ihre Familie reagiert, als sie erfuhr, dass Sie mit 16 Jahren allein fort­gehen? 

Mein Vater sagte: »Mach es.« Aber für meine Mutter war es eine Tra­gödie. Noch heute ist das sehr hart für sie. 

Sie sind in Kanada auf­ge­wachsen, haben sich aber für Por­tu­gals Natio­nal­mann­schaft ent­schieden. Wie kam das?

Por­tugal ist die Heimat meines Vaters, für das Land wollte ich schon immer spielen. Vom Kopf her bin ich eher Kana­dier, doch durch meine Adern fließt por­tu­gie­si­sches Blut. Ich hatte zwar einige Ein­sätze für Kanada, doch die wurden von der FIFA nicht regis­triert. So konnte ich mich für Por­tugal ent­scheiden.

In der Bun­des­liga kämpfen Sie mit dem VfL Bochum gegen den Abstieg. Wie stehen da Ihre Chancen, Por­tu­gals Nummer eins zu werden?

Ich spiele regel­mäßig in der Bun­des­liga, bin bei der por­tu­gie­si­schen Natio­nal­mann­schaft will­kommen – es liegt also vor allem an mir. Por­tu­gals Tor­hüter-Posi­tion ist vakant, und diese groß­ar­tige Chance will ich nutzen. 

Wer sind Ihre Rivalen? 

Ich würde sagen, Edu­ardo von Sporting Braga und Beto von Auf­steiger Leixoes. Quim von Ben­fica Lis­sabon ist mitt­ler­weile zu alt. Und Ricardo (Por­tu­gals EM-Keeper, Anm.) wurde nicht mehr nomi­niert. Ich kon­zen­triere mich aber lieber auf meine Leis­tungen, als mir Gedanken über die Kon­kur­renz zu machen.

In der WM-Qua­li­fi­ka­tion ist Por­tugal aktuell nur Grup­pen­vierter. Hinter Teams wie Däne­mark, Ungarn und Alba­nien.

Unser nächster Gegner am 28. März ist Schweden. Wir sind in einer schwie­rigen Posi­tion in unserer Gruppe, müssen alle Spiele gewinnen. Doch wir sind der Favorit – es gibt kein bes­seres Team in unserer Gruppe. Ein­hun­dert­pro­zentig.

In der Natio­nal­mann­schaft spielen Sie gemeinsam mit Cris­tiano Ronaldo. Wie war Ihre Begeg­nung mit ihm?

Er war der Erste, der auf mich zukam und sagte: »Hallo, wie geht’s dir?« Obwohl wir uns jah­re­lang nicht mehr gesehen hatten.

Sie kennen ihn schon länger?

Ich kannte ihn schon, als er noch in der Jugend von Sporting Lis­sabon spielte.

War er damals schon ein beson­derer Spieler?

Cris­tiano hat hart dafür trai­niert, um der beste Spieler der Welt zu werden. Früher hat er sich nachts manchmal heim­lich aus dem Sporting-Internat geschli­chen, um zu trai­nieren. Als das auf­flog, enga­gierte der Klub einen Secu­rity-Guard.

Cris­tiano Ronaldo sorgt nicht nur als »Welt­fuß­baller« für Schlag­zeilen, son­dern auch durch sein Pri­vat­leben. Redet man bei der Natio­nal­mann­schaft dar­über?

Nein, das ist wirk­lich kein großes Thema. Es ist ein­fach schwierig für ihn, weil er nichts tun kann, ohne dass es die Presse gleich mit­be­kommt. Manchmal ist es hart für ihn, Cris­tiano Ronaldo zu sein. Sein Leben hat viele posi­tive, aber eben auch nega­tive Aspekte. Je mehr Geld und Ruhm du hast, desto mehr Pro­bleme kannst du dadurch auch bekommen.

Sie sind ein echter Welt­bürger: Kanada und Por­tugal sind nicht die ein­zigen Nationen, die in Ihrem Leben eine Rolle spielen. 

Das stimmt. Mit Tsche­chien ver­bindet mich die Heimat meiner Mutter. Und ihre Mutter wie­derum stammt aus Bel­gien. 

Auch zu Spa­nien haben Sie eine Ver­bin­dung.

Dort habe ich gelebt, als ich in der Jugend von Celta Vigo spielte. Es war eine wich­tige Erfah­rung für mich, bei Celta spielten damals viele her­aus­ra­gende Profis. Wie Argen­ti­niens Gustavo Lopez, Alek­sandr Mos­tovoi aus Russ­land, Benny McCarthy aus Süd­afrika. Oder Syl­vinho, der heute noch für Barca spielt.

Grie­chen­land war eine wei­tere Sta­tion auf Ihrer Fuß­ball-Odyssee. 

Dort bin ich Profi geworden. Ich hatte damals zwar auch Ange­bote von spa­ni­schen Klubs. Aber ich habe mich für PAOK Salo­niki ent­schieden. Ein Klub mit unglaub­lich lei­den­schaft­li­chen Fans. Mit PAOK habe ich es bis in den UEFA-Cup geschafft. 

Ihre Ver­bin­dung zu Nor­wegen?

Meine Frau Tori Kristin kommt von dort. Ich habe sie wit­zi­ger­weise in Deutsch­land kennen gelernt. Am Düs­sel­dorfer Flug­hafen, als ich mit dem FC Porto auf Reise war. Mein Coach drängte mich, sagte: Sprich sie an! (lacht) Und jetzt bin ich mit ihr ver­hei­ratet.

Stich­wort Deutsch­land: Bochum ist nicht Ihre erste Sta­tion. 

Stimmt, ich war schon mal für sechs Monate bei Jahn Regens­burg. Doch als ich nicht zum Zug kam, bat ich meinen Trainer, mich gehen zu lassen. Darauf wech­selte ich nach Grie­chen­land zu PAOK.
 
Dann hatten Sie den Mut, es noch einmal in Deutsch­land zu pro­bieren.

Ich mochte das Land damals schon, die Leute waren nett zu mir. Die Bun­des­liga war immer schon mein Ziel. Des­wegen bin ich nach Bochum gekommen.

Was sind Ihre Ziele mit dem VfL Bochum?

Diese Saison wollen wir den Klas­sen­er­halt schaffen. Und für die nächste Saison hoffe ich, dass die Mann­schaft zusam­men­bleibt. Wir haben ein starke Truppe und einen guten Team­geist. Außerdem bin ich davon über­zeugt, dass wir in Zukunft mehr errei­chen können, als es unser der­zei­tiger Tabel­len­platz ver­muten lässt.

Stimmt es, dass auch der FC Chelsea und Man­chester United an Ihrer Ver­pflich­tung inter­es­siert waren?

Ja, aber richtig kon­kret ist das nicht geworden. Mit ManU gab es ein paar Tele­fo­nate, als ich noch Jugend­spieler in Porto war. Und der FC Chelsea hatte Inter­esse, als ich noch bei PAOK Salo­niki spielte.

Haben Sie als Jugend­li­cher nicht von einer Kar­riere in Eng­land geträumt?

Ich halte das Jugend­system in Por­tugal für das bes­sere. Wenn du jung und talen­tiert bist, hast du quasi die Chance, überall zu spielen. Aber zu der Zeit war Porto der beste Platz der Welt für mich. Wir hatten ein groß­ar­tiges Team, gewannen meist mit fünf, sechs Toren und wurden ohne eine ein­zige Nie­der­lage Jugend­meister. Ricardo Costa von Wolfs­burg war übri­gens auch in meinem Team, genau wie Bre­mens Hugo Almeida.

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